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Widerspruch Niederlande | Einwegfahrradlampen und Rotlicht

Ich war in den Niederlanden. Ein schönes Land. Tulpen, so weit das Auge reicht, Käse überall und Touristen, die in Scharen die Altstadt von Amsterdam erkunden und neben Coffeeshops und Bordellen die Krachten entlang laufen. Amsterdam ist schön, eine ganz andere Welt, ein krasser Widerspruch zum braven München. Wo im Darknet unterm Tresen gehandelt wird, hängen im Rotlichtviertel Informationsplakate zu den verschiedenen Sorten Cannabis und die Samenbanken preisen ihre Ware durch blühende Pflanzen in den Schaufenstern.Wenn ich meinen Besuch zusammenfassen müsste, wäre Widerspruch das Schlagwort.

Widersprüche.

Die Hauptstadt

Wir kommen an. Unter dem Fluss ist ein Fahrradparkhaus. Tausende Fahrräder stehen geparkt oder werden abgeholt, um auf einem der überbreiten Radwegen gefahren zu werden. Wirklich, die Radwege sind breiter als manche Straßen Deutschlands.

Mitten in der Stadt steht ein Nationaldenkmal. Beim Betrachten kam mir als Erstes der Gedanke „Boah sind die stolz auf ihre Vergangenheit“. Das Denkmal symbolisiert den Widerstand gegen Nazideutschland, aber ersichtlich war mir das nicht. Ich dachte eher an Sklaverei und Kolonialherrenverganenheit. Die gebückte Haltung einer, im Nachbarladen stehenden Holzfigur, eines afrikanischen Mannes, unterstreichte meinen ersten Eindruck. Aber hier hatte ich mich getäuscht. Das Denkmal soll vereinen, unter anderem auch Indonesien, welches im Denkmal mit verewigt ist.

Anmerkung: Indonesien war Kolonie von den Niederlanden.

Die Touristenfreundlichkeit

Wir waren frei, kauften im Supermarkt unser Frühstück und gingen viel spazieren, um die Stadt möglichst nah zu erkunden. Einen Tag aber haben wir einen Ausflug gemacht. Saanze Schanz und Keukenhof. Der Reiseleiter begrüßte uns mit den Worten „Welcome to the tour to saanze schanz. It’s a difficult name, so for you we call it ‚windmill village'“. Gleich mal ein „Ihr seid eh zu dumm.“ unterbewusst vermittelt bekommen. Soweit so cool. Die Tour war dann auch ganz schön. Wir waren umzingelt von andern Touristen, teils aus fernost. Nachdem wir dann das ’niederländische Neuschwanstein‘ angesehen hatten, kam eine Gruppe einheimischer Kinder von der Schule. Sie fuhren mit dem Rad den Weg entlang, welcher hinter unserer Bushaltestelle entlangführte. Eines der Kinder ruf zur Gruppe „Sching! Schang! Schong!“, trat in die Pedale und fuhr davon. Da war mir dann klar, dass dieser Ort absolut überlaufen war und wir, zugegeben, Teil des Problems waren, auch wenn man uns nicht direkt als Ausländer gelesen hätte. Wieder ein Widerspruch zum offenen Image.

Die Umwelt

Die Niederländer fahren gerne Rad. So weit kein Geheimnis. Da kann es dann auch vorkommen, dass man neue Lampen fürs Fahrrad braucht. Glücklicherweise gibt’s im Supermarkt, neben Klebebändern und Socken, auch Fahrradlampen. Einwegfahrradlampen zum einmaligen Gebrauch. Das war’s dann mit der Umweltfreundlichkeit. Nächste Irritation. Wir gehen essen. In Den Haag in einem Fischrestaurant am Hafen. Wir sitzen innen und bekommen die Gerichte in Einweggeschirr serviert. Sowas erwartet man vielleicht bei einem Fastfoodgiganten mit gelben M, aber nicht in einem Fischrestaurant im Hafen.

Einwegfahrradlichter im Albert Heijn

Amsterdam Speeddating:

ÖPNV ist cool. Einfach die Kreditkarte beim Einsteigen und Aussteigen scannen und der günstigste Tarif wird abgebucht.

Alles wird mit Karte bezahlt. Nur manche Coffeeshops nehmen lieber Bares. Hier mein Highlight, Spenden an die Kirche – via EC Terminal.

EC Terminal in der Kirche

Wenn ich so an die Reise zurückdenke, bleiben mir Widersprüche im Gedächtnis, aber auch die tollen Eindrücke von jede menge Tulpen.

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