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Vom trimedialen Workflow der Steinzeit.

Die Welt hat eine trimediale Medienlandschaft. Sie zu bewirtschaften ist Aufgabe einer Menge Medienschaffener. Während die Welt aber schon selbst fahrende Landmaschinen hat, haben manche Oasen der Nostalgie noch einen Ochsen mit Pflug.

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Tag 1

Ich bin neu. Das ist gut. Man hat mich als freie Mitarbeiterin für einen öffentlich-rechtlichen Sender eingekauft. Seitdem mache Mediengestaltung mit dem Schwerpunkt Video. Ich bin hier, weil ich hier sein möchte, weil ich gestalten möchte und der Allgemeinheit – durch öffentlich-rechtliches Qualitätsprogramm dienen möchte.

Erinnerungen an Tag eins. Ich wurde in der Rolle der trimedialen Mediengestalter eingestellt, aber heute denke ich sollte eher Unternehmensberatung machen. Der Tag fing super an. Ich habe eine engagierte Tutorin die mich nach und nach durch diverse Eigenheiten navigiert hat. Dadurch, dass ich am Anfang stehe, habe ich kaum Möglichkeiten, aber dennoch einen ungetrübten Blick. Ich sehe Dinge neu, ohne dabei in jahrelange Verstrickungen und persönlichen Beziehungen innerhalb des Senders verstrickt und eingespannt zu sein.

Erkenntnis Nummer 1. Warum einfach machen, wenn es auch kompliziert geht. Ich spreche vom Aufbau diverser Strukturen. In einer heutigen, dynamischen Welt mit trimedialen Produktionen muss eine gewisse Flexibilität vorhanden sein. Die kommenden Tage ist beispielsweise ein Livestream geplant, aber es gibt zu wenige Kameras. Es gäbe genug, aber man müsste an zwei Pulten viele Kameras verschneiden um dann am Laptop die Bauchbinden einzubinden und die Streams zu fahren. 1 Person in 2 Räumen. Geht nicht. Die Lösung? Ein HDMI-Kabel? Woher? Kleingeräteausgabe? Vielleicht. Aber warum muss sich eine weitere Abteilung damit beschäftigen. Es kostet mehr Arbeitszeit dieses Kabel zu organisieren als ein Versanddienst mit Expressversand braucht. Die Arbeitszeit im Sender ist dann ebenfalls teurer als die Neuanschaffung. Da werden sich dann im Politikum wegen 10€ gestritten wo woanders 60€ Personalkosten entstehen würden.

Aber sehen wir uns die Personalwirtschaft der aktuellen Zeit an. Viele Mitarbeiter machen seit Jahrzehnten das gleiche, sind Experten auf ihrem Gebiet. Sie leben in der Bürokratiemühle einer öffentlichen Einrichtung und kommen teils nicht mit, mit dieser schnelllebigen Welt. Dieses Internet ist da noch Neuland und die Workflows einfach noch auf lineares Fernsehen spezialisiert, nicht aber auf eine schnelle, interaktive Produktion für die Onlinemedien.

Warum trimedial nicht linear ist

Während viele Sender und auch andere Abteilungen mit Premiere arbeiten und die Vorzüge der Creative Cloud ausnutzen können, hängen andere Abteilungen im Avid Produktionskosmos fest. AVID ist großartig – für linearen Schnitt. Das wars. Trimedial ist Avid kaum zu gebrauchen. Wenn ich aber schnell was ändern muss, in einer dieser tausend Einblendungen, Content Hinweise und co, dann ist Avid ein Graus.

Hier eine Liste der Arbeitsschritte:

  • After Effects öffnen
  • Bauchbinde schreiben / ändern
  • Bauchbinde in ein Videofile rendern
  • Videofile der Bauchbinde in den Avid importieren und darauf warten, dass auf dem Produktionsserver die entsprechenden Media Files transcodiert wurden
  • Bauchbinde rein schneiden.
Umständlicher geht es kaum. Avid und After Effekts im Zusammenspiel. Zwei Welten - kaum gemeinsame Nenner. Perfekt für die Erstellung trimedialen Inhalts.

Wer sowas mal gemacht hat, weiß, dass ein Großteil der Arbeitszeit mit Ladebalken ansehen verbracht wird. Da würde es ja Sinn machen, diese Zeit zu reduzieren und wiederkehrende Elemente auf Halde gerendert, in einem Bin gespeichert zu haben. Ich will mich da aber nicht einmischen. Ich habe meine Punkte angesprochen, was sich daraus ergibt, wird sich zeigen. Igendwie scheint es dann doch zu klappen, jede Woche trimedialen Content für die Mediatheken und sozialen Netzwerke zu liefern.

TV produziert noch in HD. Online inzwischen schon in Full-HD und von 4K sind wir weit entfernt. Wenn ihr euch aber dafür interessiert, empfehle ich folgenden Beitrag:

https://valerie.film/wp-admin/post.php?post=551&action=edit

Media Composer und AVID sind eingetragene Schutzmarken der AVID Technology Inc., After-Effects und Adobe Creative Cloud sind Marken der Adobe Inc.